Seine dezente Farbe erinnert es an den grauen Anstrich der Marineflotte. „Das ist nur der Primer, also die Grundierung, die als erste Schicht aufgetragen wird“, erklärt sie. „Jetzt fange ich an zu malen.“ Dafür vermischt sie Kreidefarbe mit einem Strukturpulver und Wasser. Es entsteht eine zähflüssige Emulsion, die sie vorsichtig auf das Gefäß aufträgt, während sie es langsam dreht. Nach kurzer Zeit ist die erste Schicht fertig. „Nun muss es bis morgen trocknen.“ Janina Kux braucht Geduld. Auch, wenn man es zu diesem Zeitpunkt kaum erahnen kann, verwandelt sie einen ausrangierten Gegenstand Schicht um Schicht in ein echtes Schmuckstück – Upcycling vom Feinsten!
Manchmal braucht es sieben oder sogar acht Arbeitsschritte, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden ist. „Besonders dann, wenn es Muster gibt, die stark hervortreten und die ich nicht bewusst erhalten möchte, muss ich die Mischung aus Kreidefarbe, Strukturpulver und Wasser dicker anrühren. Dann dauert auch das Trocknen länger“, beschreibt sie. Auf die oberste Schicht kann sie mit Folien oder Jute Strukturen aufbringen oder Farbeffekte erzielen. So ergeben sich spannende Nuancen und ein antiker Look. Dabei lässt sich, von der Farbe einmal abgesehen, am Anfang das Endergebnis nicht vorhersagen. „Am besten kann ich das so beschreiben: Ich setze mich hin und schaue, was die Vase will. Im Grunde entscheidet sich erst im Prozess, wie eine Vase aussehen wird. Genau das gefällt mir. Einfach kreativ sein zu können und aus dem Bauch heraus zu entscheiden.“ In ihrem Beruf als Floristin geht es darum, Kundenwünsche zu erfüllen. Bei ihrem Hobby muss sie ihre Kreativität nicht einschränken.
Angefangen hat es vor zwei Jahren, als sie gemeinsam mit einer Freundin auf die Möglichkeit stieß, alte Vasen und Töpfe mit Strukturpaste umzugestalten. „Wir sind beide sehr Dekoaffin, besonders, was Inneneinrichtung betrifft. Ich habe es ausprobiert und es hat funktioniert. Sofort hatte ich richtig Lust darauf und habe gemerkt, dass ich dabei mega gut abschalten kann“, erzählt die Silberstedterin. Seitdem ist sie bei Kleinanzeigen oder Haushaltsauflösen auf der Suche nach passenden Kandidaten, die auf ein neues Leben warten. Und auch Familie und Freunde bringen ihre alten Schätze vorbei, um wenig später wunderschöne Vasen wieder abzuholen. Ihre Arbeit und die Ergebnisse postet sie auf ihrem Instagram-Account (eminent_jk). „Dort schauen sich Familie und Freunde dann schon an, was aus ihren alten Vasen geworden ist“, schmunzelt sie.
Die letzte Schicht besteht aus Wachs und einer weiteren Versiegelung. Zum Schluss bekommen alle Vasen noch eine kleine Plombe mit den Initialen JK mit auf den Weg. Eine kleine Erkennungsmarke die dafür steht, dass unter den Händen von Janina Kux aus alten, längst aussortierten Dingen, kleine Kunstwerke entstehen, denen sie mit viel Liebe zum Detail und ebenso viel Kreativität ein neues Leben schenkt, und sie zudem werden lässt, was sie jetzt sind – echte Unikate.